
I N T A .
Interreligiöses Forum.
INTA bietet in jeder Ausgabe:
- Beiträge jüdischer, christlicher und muslimischer Autor_innen
- Interviews, Porträts, Berichte
- Feministische Theologie und Spiritualität
- Interdisziplinäre Perspektiven und Genderforschung
- Rituale, Predigten und Ideen für die Praxis
- Berichte von Tagungen, Treffen und Begegnungen
- Buchvorstellungen und Materialhinweise
- Nachrichten aus aller Frauen Länder
Die dritte Ausgabe "frei(en)" erschien Mitte September 2014.
Herzlich willkommen!
Liebe Leserinnen und liebe Leser,
freien, das Thema unser Herbstausgabe findet sich gleich zwei Mal im Grimm‘schen Wörterbuch.
Freien, liberare, beginnt der erste Eintrag. Das Verb hat also eindeutig mit „Freiheit“ zu tun, soviel ist klar. Schon zu ihren Zeiten war diese Verbform jedoch ungebräuchlich und sie halten fest: „Im 18 Jahrhundert wird freien sparsamer verwandt und durch befreien ersetzt, vielleicht wollte man der Verwechslung mit dem folgenden [dem nächsten Wörterbucheintrag] freien, nubere ausweichen, von welchem doch auch befreien gebildet wird“.
So halten sie beim zweiten Eintrag von „freien“ fest:
„Es ist nicht leicht, dies Verbum von dem vorhergehenden, mit welchem es höher aufwärts verwandt sein muss, gehörig abzusondern.“
(Grimm‘sches Wörterbuch online unter www.woerter-buchnetz.de)
Wir glauben, die Verwandtschaft der beiden Worte, die bis heute anklingt, ist kein Zufall. Jemand freien im Sinne von „zur Ehe nehmen“, dazu ist die wichtigste Voraussetzung die eigene freie Entscheidung.
In Freiheit freien
Vielleicht verwundert es Sie, dass wir uns in diesem Heft ausführlich mit dem Thema Ehe, genauer der religionsverschiedenen Ehe befassen. Aber solche Verbindungen sind noch lange nicht so selbstverständlich.
Wenn eine Muslimin einen Nicht-Muslim heiratet, ist dies durchaus bemerkenswert – wenn dann noch die islamische Eheschließung von einer Frau durchgeführt wird, ist dies eine wirklich seltene Situation. Wie kann das sein im 21. Jahrhundert, werden Sie sich vielleicht fragen?
Es gibt auch in Deutschland einige Imaminnen, die interreligiöse Ehen begleiten, aber die meisten möchten, dass darüber Stillschweigen gewahrt bleibt. Alle Beteiligten an einer solchen Situation, die das öffentlich machen, setzen sich der Gefahr der Diskriminierung und Diskreditierung aus – vor allem in den eigenen Reihen.
Der Partnerwahl von muslimischen Frauen sind deutlich engere Grenzen gesetzt als der der muslimischen Männer. Innerhalb der islamischen Gemeinschaft ist es für viele undenkbar, dass eine Muslimin einen nicht-muslimischen Mann heiratet. Dass es dennoch geht, zeigt die Erzählung von Yasemin. Dass es nicht so einfach geht, sehen Sie daran, dass Yasemin ein erfundener Name ist, weil die junge, mutige Frau anonym bleiben will.
Die muslimische Theologin Rabeya Müller, Mitherausgeberin dieser Zeitschrift, stellt die traditionellen Bedenken vor und entkräftet sie theologisch. Eine Ansprache bei einer islamischen Trauzeremonie für ein christlich-muslimisches Paar folgt.
Der Liberal-islamische Bund e. V. stellt auf seiner Website einen möglichen Ehevertrag, der islamischen Kriterien entspricht, zur Verfügung, den wir hier mit Erläuterungen abdrucken.
Ein mutiges christlich-muslimisches Paar lacht Sie auf der Titelseite an, Sie haben ihre Entscheidung füreinander auch öffentlich gemacht – und stellen uns dankenswerterweise Fotos ihrer drei Ehezeremonien zur Verfügung.
Auch christlicherseits gibt es immer noch Bedenken gegen interreligiöse Ehen. Pfarrerin Ilona Klemens sieht jedoch vor allem die Chancen. Sie traut auch Paare, in denen nur eine Person christlich ist. Der Ablauf eines Traugottesdienstes, bei dem eine Imamin mitwirkt, und eine Predigt für ein christlich-muslimisches Paar veranschaulichen, wie das gehen kann.
Im Pfarrhaus wird noch einmal genauer geguckt. Wie genau, dass hat Carmen Häcker erfahren, die aufgrund ihrer Ehe mit einem Muslim ihre Ausbildung zur Pfarrerin in Württemberg nicht abschließen konnte. Von ihrer Geschichte erzählt Katrin Berger.
Wenn nur eine Person eines Paares jüdisch ist, kann es keine jüdische Trauung geben, betont Rabbinerin Irit Shillor. Eine Zeremonie, die auch die Tradition des nicht-jüdischen Teils berücksichtigt, ist dennoch möglich und hier abgedruckt – und ist auch online (dann in voller Länge) gestellt.
Die Frankfurter Kirchenmusikerin Bettina Strübel berichtet von ihren Wegen in und mit interreligiösen Musikprojekten, der Bereicherung durch fremde Musikkulturen und den Chancen für den Dialog durch die Musik. Buchvorstellungen und vielfältige Nachrichten folgen.
Kommen Sie gut durch die vielen Feiertage – wenn das jüdische, das islamische und das kirchliche Neue Jahr begonnen haben, lesen wir uns wieder.
Für die Redaktion
Rabeya Müller und Antje Röckemann